Mit Affentheater wollen wir das ohnehin sehr theaterhafte Filmgenre Gerichtsdrama ins Theater zurückholen. Dabei interessieren uns weniger die im Nachmittagsprogramm beliebten Gerichtsshows, als vielmehr Inquisitionsgerichte, kommunistische Schauprozesse oder die Selbstbezichtigungsrituale südafrikanischer Wiedergutmachungskommissionen und nicht zuletzt das plakative amerikanische Rechtssystem. Den Begriff Prozess (als Transformation) nehmen wir wörtlich und treiben die Wahrheitsfindung auf die Spitze und ins Groteske.
Ein Gerichtsdrama
„Ich werde ihn das Höllenfeuer erleiden lassen. Es erlaubt weder zu leben noch zu sterben und öffnet dem Menschen die Augen. Darüber sind 19.“ [74. Sure des Korans]
Nach unserem programmatischen Revolutionsstück „Nähkästchen“ streichen wir folgerichtig den Buchstaben R (für Recht) aus Revolution und landen bei der Evolution.
Mit Affentheater wollen wir das ohnehin sehr theaterhafte Filmgenre Gerichtsdrama ins Theater zurückholen. Dabei interessieren uns weniger die im Nachmittagsprogramm beliebten Gerichtsshows, als vielmehr Inquisitionsgerichte, kommunistische Schauprozesse oder die Selbstbezichtigungsrituale südafrikanischer Wiedergutmachungskommissionen und nicht zuletzt das plakative amerikanische Rechtssystem. Den Begriff Prozess (als Transformation) nehmen wir wörtlich und treiben die Wahrheitsfindung auf die Spitze und ins Groteske.
Die 19. Stunde spielt in naher Zukunft. Eine der 23 reichsten Familien Deutschlands macht sich selbst den Prozess. Angeklagt sind die drei Söhne. Ein peinlicher Vorfall erschüttert die Grundfesten der gottgegebenen Ordnung dieser Dynastie. Das goldene Zeitalter des obszönen Reichtums geht zu ende und wird noch einmal beschworen. Die Zuschauer werden Zeugen einer aberwitzigen Gerichtsverhandlung, die unerwartete Wendungen bereit hält.
Schöne Grüße aus Madagaskar. Die Affen können hier sprechen, aber sie sagen nichts, weil sie wissen, dass sie sonst arbeiten müssten: SchAffen, RAffen und AbschlAffen. Ein Stück über den Fundamentalismus in uns allen.
Eigentlich kommt Dreissig mit seiner Arbeit [18. Stunde: Nähkästchen] gerade recht in einer Zeit, in der die biedermeierische Vorstellung herrscht, dass das Theater aussagefreie Zone zu sein und die Kunst allein der Besänftigung zu dienen habe. Er setzt den Geschichtenerzählern und neuen Helden seine sendungsbewusste Choreographie aus Sprache, Körper, Farbe und Musik entgegen. Er tut dies auf angenehm versponnene und verspielte Weise – und gegen alle Vorurteile keineswegs spaßfrei.
(Süddeutsche Zeitung, März 2007)