Na, Mut zur Hässlichkeit?, die 14. Stunde, ist der letzte Teil unserer jetzt schon legendären Fimbulwinter-Trilogie, die mit der 12. Stunde im Februar 2001 begann und im November mit der 13. Stunde fortgesetzt wurde.
Na, Mut zur Hässlichkeit?, die 14. Stunde, ist der letzte Teil unserer jetzt schon legendären Fimbulwinter-Trilogie, die mit der 12. Stunde im Februar 2001 begann und im November mit der 13. Stunde fortgesetzt wurde.
„Der Fimbulwinter ist ein drei Jahre andauernder Winter, der dem Weltunter-gang, den Ragnarök vorangeht – ein Motiv aus der nordischen Mythologie, der Edda, die einer zyklischen Weltauffassung folgt. Das heißt eine neue Welt entsteht aus den Trümmern der Alten. Aber noch ist es nicht so weit, noch dauert der Fimbulwinter an und setzt, wie wir gesehen haben, deutliche Zeichen.“
In der 14. Stunde werden vier durch gnadenlos hässliche Kostüme verunstal-tete Akteure in einem exquisit unansehnlichen Bühnenbild mit ausgesucht abstoßenden Objekten hantieren und in einer fabelhaft unangenehmen Handlung unerhört geschmacklose Texte sprechen.
Dabei geht es nicht darum, im Sinne von Trash, Pop oder eines Kitschverständ-nisses, das Hässliche zu einer besonderen Ästhetik zu transformieren und, für die einen mehr, die anderen weniger, wieder genießbar, nett oder kultig zu machen, sondern wirklich die Augen dafür zu öffnen, wieviel Hässliches in unserem um Styling und Statussymbole bemühten, immer „ästhetischeren“ Alltag (unbemerkt) sein Unwesen treibt.
Natürlich kann es nicht gelingen, die ausgewählten Objekte in ihrer Hässlichkeit zu belassen, ohne daß sie sich nicht von selbst in einem gestalteten Zusammenhang wieder ästhetisieren. Die Herausforderung besteht darin, die „Schmerzgrenze“ genau auszuloten. Wohlige Schauer des Wiedererkennens sind erlaubt, aber man darf sich von uns keine Dokumenta-tion von Architektursünden oder Schrankwandinstallationen erwarten. Daran scheint sich die Bildende Kunst inzwischen gar nicht mehr satt sehen zu können.
Die Grenze zwischen Schönem und Hässlichen ist manchmal sehr dünn. Das Hässliche geht oft ganz unbeabsichtigt aus einer sich überschlagenden Anstrengung schön zu sein hervor.
Auf der Suche nach dem, was sich der Verwaltung entzieht und nur ungenügend in Worte zu fassen ist, dem was uns an allen Ereignissen, Wesen und Gegenständen in unserem Innersten ergreift, aber nicht wirklich greifbar ist, wenden wir uns auf unseren Erkundungen der verwalteten Welt diesmal dem Un-Schönen und damit dem zentralen Thema Ästhetik zu.
Laut Hans Belting, dem Münchner Kunsthistoriker gibt es in der Deutschen Kunst seit Albrecht Dürer (im Vergleich zu den stilvollen Italienern oder den eleganten Franzosen) über den deutschen Expressionismus bis hin zu Georg Baselitz und anderen, eine Tradition des Hässlichen, die sich zur deutsch-nationalen Identitätssuche in Beziehung setzen läßt.
In der 14. Stunde werden wir dem „hässlichen Deutschen“ begegnen, ein selbsternannter Geschmackspapst von Mooshammerischem Format wird durch unser Stück geistern, assistiert von einer um unsere Umgangsformen bemühten Fürstin der Selbstherrlichkeit.
Wir greifen beherzt in die Kostümkiste der superselbstgerechten Fernseh-formate, öffnen heuchelnde Türgriffe zu Konferenzräumen gestalterischen Overkills und widmen uns dem Retrodesign mit seinen Neuauflagen, z.B. martialischer 80er-Jahre-Ästhetik mit auftrumpfenden Schulterpolstern, fassadenhafter Täuschungsästhetik und anderen ästhetischen Mißverständ-nissen, denen wir versuchen auf die Schliche zu kommen.
In der 14. Stunde stellen wir ein ABC der Hässlichkeit vor.
Es geht dabei nicht allein um das Ausstellen rein äußerlicher geschmacklicher Entgleisungen, sondern eine Präsentation, die in jeder Kategorie, auch der Inhaltlichen, dem Psychologischen usw., durch und durch häßlich ist.
Nach diesem Stück wird man die Welt mit anderen Augen sehen.